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kind: wikiarchive
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<h2>
<a name="Stasi_0_5_beta_Popul%C3%A4re_Irrt%C3%BCmer"> </a> Stasi 0.5 beta - Populäre Irrtümer über die Gesellschaft </h2>
<p></p>
Vortrag von Daniel Kulla<br>
30.1.2008, 20 Uhr<br>
BUND Umweltzentrum, Rotebühlstr. 86/1, S-West
<p></p>
<strong>Inhalt:</strong>
<p></p>
Stasi 2.0 reloaded schlägt zurück und is watching you? Die aufrechten
Hacker kämpfen als Speerspitze der freiheitsliebenden Deutschen gegen
den Überwachungsstaat? Diesmal stoppen wir sie vor dem Reichstagsbrand?
Vielleicht ist die Gesamtlage doch etwas komplizierter.
<p></p>
Das Ministerium für Staatssicherheit unterhielt 200 000 Zuträger, um die
eigenen Staatsbürger davon abzuhalten, die Gesellschaftsordnung der DDR in
eine der BRD ähnliche zu verwandeln. Abhörtechnik, willkürliche Verhaftungen
und auch die Verwendung von Geruchsproben gehörten zur Routine. Der
Innenminister, sein Ministerium und die anderen Sicherheitsfachleute der
Gegenwart wollen hingegen die gegenseitige Überwachung der Marktsubjekte um
einzelne, wenig zielführende Maßnahmen ergänzen.
<p></p>
Wenn Schäuble seine Zwangsvorstellungen über Staat und Ordnung so weit
ausleben kann, stellt sich eher eine Frage, die von den vernehmbarsten
Anti-Schäublisten gern übergangen wird: Warum steht keine gesellschaftliche
Bewegung gegen ihn? Warum gibt es zu Schäubles Schutz des Staates vor der
Gesellschaft kein Pendant, die Gesellschaft vor dem Staat zu schützen?
<p></p>
Sich Schäuble und die Stasi aufs Emblem zu heben, greift scheinbar taktisch
das breite Bedürfnis nach Schuldigen und Skandal auf, um dann die
komplexeren Zusammenhänge nachschieben zu können. Praktisch werden die
Bedürfnisse damit affirmiert, und in den Pressemitteilungen fehlen sie auch
schon wieder: Statt darauf einzugehen, dass die Bevölkerung nach hartem
Durchgreifen verlangt, werden steile Thesen darüber aufgestellt, dass das
Innenministerium Anschlagsrisiken übertreiben würde, um seine Pläne
durchzubekommen. Dabei wurden die Verschärfungen der Inneren Sicherheit
immer besonders geräuschlos durchgewunken, wenn es nicht um Terror ging,
etwa beim Ausbau des kleinen BGS zur riesigen Bundespolizei oder bei der
Ausweis-Biometrie.
<p></p>
Wer sich in Deutschland für das Recht auf Privatsphäre, für
Persönlichkeitsrechte allgemein einsetzt, vertritt eine Minderheitenposition
und kann sich auf keine Civil Liberties Union stützen, nicht auf libertäre
Fraktionen in den Regierungsparteien oder auf eine starke Bürgerbewegung,
die wie in Irland Biometrie in den Ausweisen verhindern könnte.
<p></p>
Es kann nicht von Lobbyarbeit gesprochen werden, wenn ein
Datenschutzbeauftragter und ein engagierter Hacker vom Bundestag zu neuen
Gesetzen angehört werden. Eine Lobby könnte Druck ausüben, mit Sanktionen
drohen, die Entscheider zwingen, zwischen Interessen abzuwägen.
<p></p>
Stasi 2.0? Nein, ganz einfach Volk 1.0, Standardausgabe. Wer in der
Zeitung über seine Nachbarn lesen will, was sie für sexuelle Gepflogenheiten
haben oder wie gemeinschaftsfeindlich sie sich der unkorrekten Mülltrennung
schuldig machen, der hat wenig Skrupel, was einen starken, schützenden Staat
angeht.
<p></p>
Dieser Vortrag wird das Verhältnis von Hackern und Gesellschaft kritisch
betrachten. Es wird darum gehen, wie eine Lobby funktioniert, inwiefern
die dummen User bereits das Problem oder nur Ausdruck eines Problems
sind, wie die gesellschaftlichen Mehrheiten in den hackerrelevanten
Themenfeldern aussehen, inwiefern Mehrheiten an dieser Stelle von Belang
sind und wie das Selbstbild der Datenschützer mit ihrem Gesellschaftsbild
zusammenhängt.
<p></p>
Schreien Sie bitte nur, wenn Sie getroffen wurden.
<p></p>
siehe auch<br>
<a href="http://logbuch.c-base.org/2007/12/22/vortrag-stasi-05-beta/" target="_top">http://logbuch.c-base.org/2007/12/22/vortrag-stasi-05-beta/</a> <br>
<a href="http://www.classless.org/tag/stasi-20/" target="_top">http://www.classless.org/tag/stasi-20/</a>
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